Montag, 7. November 2011

Albert Camus 100. Geburtstag

Albert Camus

Vor 100 Jahren wurde Albert Camus am 7. November 1913 in der Stadt Mondovi in Nordalgerien geboren. Camus war ein bedeutender französischer Schriftsteller und Philosoph des 20. Jahrhunderts. Albert Camus war ein unabhängiger, unbeirrbarer Geist, der weder Ideologien noch Intrigen oblag. Der Denker war einer der bekanntesten französischen Autoren und ein bedeutender Vertreter des Existentialismus.

Er sei kein Philosoph, betonte Albert Camus, er glaube nicht genug an die Vernunft, um an ein System zu glauben, »mich interessiert die Frage, wie man sich verhalten sollte«. - Der französische Schriftsteller und Philosoph beeinflusste nach 1945 als Schlüsselfigur des Existenzialismus maßgeblich die Entwicklung des geistigen Lebens in Europa. Camus gilt als unbestechlicher Intellektueller, der auch heute noch als einer der größten Denker des 20. Jahrhunderts gefeiert wird.


Nach dem Studium der Philosophie war Camus Schauspieler und Bühnenautor und gehörte während des Zweiten Weltkrieges der französischen Widerstandsbewegung an, der er 1942 beitrat. Im Zweiten Weltkrieg war Camus einer der Führer der französischen Résistance.

Der Fremde

Der Roman »Der Fremde« und der philosophische Essay »Der Mythos des Sisyphos« wurden 1942 veröffentlicht. Darin setzt sich Camus mit dem Sinnlosen und dem Absurden auseinander und erlangte erstmalig literarisches Ansehen. Camus wurde 1943 Mitbegründer der illegalen Zeitung "Combat". Ende 1943 arbeitete Camus als Lektor bei dem Verlag Gallimard und veröffentlichte den ersten "Brief an einen deutschen Freund".

Albert Camus-Werke

Der Fremde
Der Fremde
Die Pest
Die Pest
Der Fall
Der Fall
Der glückliche Tod
Der glück
liche Tod
Der erste Mensch
Der erste
Mensch
Der Mensch in der Revolte
Der Mensch in
der Revolte

Albert Camus

Er wurde früh sehr stark vom französischen Existenzialismus und von dem Philosophen Jean-Paul Satre geprägt, Bekanntschaft er 1944 machte. Der Existenzialismus entsprach einem Lebensgefühl, das von der Erfahrung des Zweiten Weltkriegs, des politischen Widerstands in der Résistance und des Zerfalls traditioneller Wertordnungen und Orientierungen geprägt ist. Es findet seinen Ausdruck in einer besonderen Sensibilität für die Absurdität der menschlichen Existenz, die für diese Generation von Philosophen charakteristisch ist.

Der Mensch in der Revolte


In den Nachkriegsjahren war er zusammen mit Jean-Paul Sartre - mit dem ihn kurze Zeit auch ein freundschaftliches Verhältnis verband - einer der Vordenker des Existentialismus. Sein bekanntestes philosophisches Werk aus dieser Zeit ist die Essay-Sammlung »Der Mensch in der Revolte« (1947-1951), die ihm neben viel Beifall auch vielerlei Polemik eintrug, nicht zuletzt die von Sartre, der ihm den Verrat linker Ideale vorwarf.



Die Ausgangsposition von Camus atheistischer Weltanschauung lautet: Es gibt keinen Gott. Die Existenz des Menschen ist sinnlos. Was dem Einzelnen in dieser Situation bleibt, ist die Revolte. Die "permanente Revolte" sah er als Weg zur Überwindung des Absurden an. Der Mensch muss in der Lage sein, die Last der Sinnlosigkeit zu ertragen, Selbstverantwortung übernehmen und nach Glück streben. Nur so wird er Herr seines Schicksals und kann der die Absurdität des Lebens überwinden.

Camus prägende Erfahrung war der Zweite Weltkrieg und die Besetzung Frankreichs. Wer erkannt hat, was absurd ist, muss danach handeln und leben. Er entwickelte sein Denken aus den Erfahrungen des Krieges. Camus Philosophie ohne Gott ist der Versuch, dem Leben durch bewußte Anerkennung des Absurden einen Sinn zu geben. In seinen Werken schildert die Verantwortung des Menschen in einer absurden Welt, d.h. in einer Welt, in der der Mensch ohne Gott, sich selbst überlassen ist.

Nach Ansicht von Albert Camus lebt der Mensch - wie zur Zeit des Zweiten Weltkrieges - in einer absurden Welt, welche ihm kein lebenswertes Dasein ermöglicht. Da diese Welt immer stärker als das Individuum ist, hat der Mensch auch keine Chance sich gegen dieses Schicksal aufzulehnen. Das Absurde hat nur insofern einen Sinn, als man sich nicht mit ihm abfindet. Gegen die Absurdität des Lebens hilft nur die menschliche Solidarität.



An seinem 100. Geburtstag ist Albert Camus' Denken im Namen der Freiheit und in Zeiten der Krise aktueller denn je: Mut, Mäßigung, Ehrlichkeit, Menschlichkeit, Gerechtigkeit. Camus handelte als Philosoph und philosophierte als handelnder Mensch. Er ist ein Vorbild gerade auch in schwierigen Zeiten, ein Maßstab, mit dem Leben, das ganz einfache Leben gelingen kann.

Alber Camus zum 100. Geburtstag:

Literarischer Lebensbegleiter: Albert Camus zum 100. Geburtstag - Literaturcafe - www.literaturcafe.de

Nackt in der Welt - 100. Geburtstag von Albert Camus - www.taz.de


Weblinks:

Albert Camus-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de


Albert Camus-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Jean-Paul Satre-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Camus lebt - www.camus-lebt.de

Philosophisches Kopfkino - Was ist Existentialismus? - 3Sat - www.3sat.de/specials

Samstag, 17. September 2011

Im Namen der Freiheit

Michel Onfray

Michel Onfrays Werk »Im Namen der Freiheit: Leben und Philosophie des Albert Camus«

2013 erschien bei Knaus ein knapp 600 Seiten dickes Buch des französischen Philosophen Michel Onfray zu Leben und Philosophie des Albert Camus mit dem Titel »Im Namen der Freiheit: Leben und Philosophie des Albert Camus«. Onfray zeigt auf darin, dass und inwiefern Camus Nietzscheaner ist, Sozialist jenseits der verschlafenen Sozialdemokratie, Kommunist jenseits aller Orthodoxie, Freund und Gegner von Sartre (der zumindest ein Stück weit mit den Nazis kollaborierte). Vor allem aber sei Camus ein Mensch aus den ärmsten Schichten Algeriens gewesen, der das Leben, die Frauen, die Menschen und die Natur liebte, die Düfte, das Mittelmeer und das Salz und die Sonne.

Ähnlich wie Foucault war Camus einige Zeit Mitglied der kommunistischen Partei Frankreichs, die er als nicht orthodoxer linker Anarcho-Marxist alsbald wieder verließ. Onfray charakterisiert ihn als jemanden. „der sich nicht nur mit Meer, Sonne und Licht vereinen wollte, sondern auch mit der strahlenden Zukunft des Proletariats“ (129), der also nicht orthodoxer Nietzscheaner war, der sich weigerte, irgendeinen Philosophen nachzubeten oder gar anzubeten, der selbst denken wollte und konnte und dessen Denken von Nietzsches Erkenntnis „Gott ist tot!“ fasziniert war.

Nietzsche, der deutsche Philosoph, der sich nicht in erster Linie als Mensch sah, sondern als Dynamit, der das gesamte abendländische Denken ansteckte, dem begeistert zugestimmt wurde, der aber auch wütend abgelehnt wurde. Denn fast alle abendländischen Intellektuellen nach ihm bezogen sich auf Nietzsches Werke, seine philosophischen („Die Fröhliche Wissenschaft“, „Jenseits von Gut und Böse“) und seine literarischen Arbeiten („Also sprach Zarathustra“) sowie Aphorismen. Gleichviel ob sie sturzkonservative BürgerInnen waren, Völkische Nationalisten (Arthur Möller van den Bruck, Georges Sorel), Faschisten/Nationalsozialisten (Bennito Mussolini, Adolf Hitler, Alfred Rosenberg, Martin Heidegger, Ernst Bertram, Ernst Jünger), Anthroposophen (Georg Steiner), Anarchisten (Gustav Landauer, Michael Bakunin, Peter Kropotkin, John Moore) Marxisten (Hegelianer) (Walter Benjamin, Jürgen Habermas, Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Georg Lukacs, Ernst Bloch), Literaten (wie Thomas Mann, Gottfried Benn, Stefan George), freie Linke (wie etwa Jacques Derrida, Michel Foucault, Gilles Deleuze, Felix Guattari, u.a.) oder Bratkartoffel Philosophen (Peter Sloterdijk) oder Feministinnen (Lily Braun) und Künstler (Tommaso Marinettis futuristisches Manifest), sie alle  wurden von Nietzsche angeregt. Und dies in unterschiedlichster und oft in ambivalenter oder gar gegensätzlichster Weise.

Den Hintergrund für diesen Boom bildete natürlich die europäische Aufklärung, die man allerdings nicht auf das Ereignis von 1789 reduzieren sollte, sondern die bereits einige Jahrhunderte davor als sich langsam strukturierender Prozess begann und natürlich auch im 19. Jahrhundert und bis in die Gegenwart andauert. Nietzsche wurde so etwas wie das Sprachrohr sich verdichtender Aufklärung, und seine Rezeption war deshalb so breit und widersprüchlich gestreut, weil Nietzsches Ideen so vielseitig und vielschichtig waren und oft so punktgenau Säkularisierung einforderten, dass sie sich den herrschenden Denksystemen oftmals leicht amalgamieren lassen konnten. Gegen Nietzsches „Tod Gottes“ und die Säkularisierung allgemein erhob sich jedoch ein riesiger Widerstand, der selbst noch in solchen Denksystemen zu hausen begann, die sich gegen die alten Werte des Christentums und gegen die sie vertretenden BürgerInnen wandten, was sogar auch noch bei Nietzsche selbst zu beobachten ist: Sein Tod Gottes hat auch ihm Angst gemacht und seine Akzeptanz dieser Einsicht hat ihn möglicherweise in den Wahnsinn getrieben. Dafür spricht, dass Nietzsche in einer orthodox protestantischen Pfarrersfamilie aufgewachsen war, in der das Wort Gottes Gesetz und die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod Gewissheit waren.

Der Philosoph Oliver Flügel-Martinsen hat meines Erachtens zutreffend nachgewiesen, wie selbst bei philosophischen Heroen wie Kant und Hegel der Abschied vom Metaphysischen trotz allen Bemühens scheiterte und ihre Schriften im Kern Zuflucht dazu suchten und diese zu begründen versuchten. Nietzsche und Derrida dagegen gingen von der Ungewissheit des Wissens aus und halten daran auch fest, doch sie befassen sich mit der Frage, wie damit umzugehen sei. Die Antwort lautet:  mit vorsichtigem Philosophieren und, verbunden damit: behutsamen Befragungen. Michel Foucault steuert in eine ähnliche Richtung, indem er die absolute Erkenntnis (Wahrheit) zwar bestreitet, aber nicht die Wahrheiten, die er allerdings als historisch kontingent und  nur als jeweilig und in ständiger historischer und räumlicher Veränderung begriffen sieht.

Das hat dramatische Folgen: Natürlich kann man weiterhin versuchen, in den Glauben zu springen (Kierkegaard); aber Zweifel sind auch dann angebracht, wie zumindest fortschrittliche Kenner der heiligen Schriften wissen. Aber sicher ist: Alle Orthodoxien stehen auf tönernen Füßen, die christliche und die anderer Glaubensrichtungen, also auch die marxistische. Keine(r) kann sicher sein.

Erst wenn der letzte Mensch frei atmen kann, ist das Freiheitsideal erreicht. Das jedenfalls ist die Meinung von Albert Camus.


Weblinks:

Im Namen der Freiheit - www.diss-duisburg.de

Michel Onfray - Wikipedia.org

Literatur:

Namen der Freiheit: Leben und Philosophie des Albert Camus
Im Namen der Freiheit: Leben und Philosophie des Albert Camus
von Michel Onfray